Duschen gegen Rechts mit den Kickern vom Kiez - Gefällt mir!

Es liegt nicht allein am Wetter, dass mir die Welt derzeit ein bisschen gar trist vorkommt. Vielleicht sollte ich Zeitungen gleich erst ab dem Kulturteil lesen, alles andere macht viel zu oft Bauchweh, Angst und Sorgen. (Ich lese es trotzdem und habe dann eben Bauchweh, Angst und Sorgen). Und dann kommt eine erbauliche Nachricht aus einer für mich eher unvermuteten Ecke: Dem Fußball.
Der FC St. Pauli hat neue Fanartikel auf den Markt gebracht. Duschgel, Softcreme und Seife mit dem klingenden Namen Anti-Fa, „Die wilde Frische der Straße“. Die Antifaschismus Kosmetika bestehen aus veganen Naturprodukten, der Erlös kommt der Initiative „Laut gegen Rechts“ Zugute. Die AfD zeigt sich empört. Und auch das Unternehmen Henkel – die Hersteller herkömmlicher Fa Duschprodukte – fühlen sich auf den Schlips getreten. Aber selbst wenn Anti-Fa vielleicht schon bald wieder vom Markt genommen werden muss, mir gefällt das Ganze.
Die Kicker von Kiez provozieren, sie polarisieren. Sie ermöglichen und zeigen Solidarität. Sie haben eine klare Haltung, zu der sie stehen, unerschrocken und ohne sich um eventuelle unangenehme Konsequenzen zu scheren. Und sie kommen dabei ganz unelitär daher.
Genau das ist dringend nötig, kennt man solcherlei hierzulande doch vornehmlich von rechter und rechtspopulistischer Seite.

 „Anti-Fa gibt Dir die wilde Frische und einen klaren Kopf, um auch weiterhin unsere antifaschistische Haltung zu leben.“, heißt es in einer Twitter-Meldung des FC St. Pauli. Vielleicht, denke ich mir, sollten so einige ihre Duschkosemtik-Gewohnheiten überdenken

Die Kiezhelden werden mit dieser Aktion ihrem Ruf einmal mehr gerecht. Seit den 1980er Jahren sind sie für ihr soziales und politisches Engagement bekannt. Der FC St. Pauli ist für seinen leidenschaftlichen Einsatz gegen Rechtsextremismus berühmt und wohl auch ein wenig berüchtigt. Der Totenkopf (das Vereinssymbol) steht für mehr als nur Fußball. Er steht für ein klares Nein zur Diskriminierung und Anfeindung von Fremden, Frauen und Homosexuellen.
Das spricht auch Fußballmuffel wie mich an, nicht nur theoretisch. Bei meinem Besuch in Hamburg vor einigen Wochen wurde aus einem „mal Reinschaun“ in den Fanshop eine regelrechte Killershopping-Tour. Kaffeetasse, Schlüsselanhänger, Stoffsackerl. Und eine Haube habe ich auch. Das Design finde ich einfach schick, aber mir gefällt eben auch wofür es steht.

Mittlerweile hat sich auch der Ärger mit Henkel geklärt: Der Original Fa-Hersteller verzichtet auf rechtliche Schritte. Anti-Fa ist mittlerweile ausverkauft und wird nicht nachproduziert. Offenbar war eine längerfristige Produktion auch nicht geplant. Schade, ich hätte so gerne auch noch eines ergattert. Aber trotzdem – und viel wichtiger – die Aktion war ein voller Erfolg. Denn eines war sie auf jeden Fall, wunderbar Laut gegen Rechts.

Martina Nothnagel